Die geplanten Milliardeninvestitionen führen zu einem Anstieg der Hypothekenzinsen, die sich an den zehnjährigen Bundesanleihen orientieren – einem Instrument, mit dem der Staat seine Schulden finanziert.
Trotz der Tatsache, dass das milliardenschwere Schuldenpaket der nächsten Bundesregierung noch nicht vollständig beschlossen ist, zeichnen sich bereits erhebliche Auswirkungen auf Hausbauer ab. Allein die Aussicht auf steigende Staatsschulden hat dazu geführt, dass die Bauzinsen deutlich gestiegen sind. Dieser Zusammenhang mag auf den ersten Blick nicht sofort erkennbar sein, lässt sich jedoch einfach erklären.
Wenn der Staat hohe Geldmengen benötigt, muss er potenziellen Kreditgebern attraktive Zinssätze anbieten. Zudem erhöht sich mit steigenden Staatsschulden das Risiko für Investoren, ihr Kapital zurückzuerhalten. Dies führt dazu, dass die Renditen auf Bundesanleihen deutlich steigen. Der Staat beschafft sich Geld am Kapitalmarkt, wobei vor allem die zehnjährigen Anleihen eine zentrale Rolle spielen – und diese sind für die Bauzinsen von besonderer Bedeutung.
In nur wenigen Tagen stiegen die Zinssätze für Baufinanzierungen mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 0,33 Prozentpunkte, so die Zahlen der Beratungsfirma Barkow Consulting. Dieser Anstieg stellt den stärksten Wochenzuwachs seit der globalen Finanzkrise vor 18 Jahren dar.
Laut dem Finanzdienstleister FMH liegt der durchschnittliche Zinssatz für zehnjährige Darlehen derzeit bei etwa 3,7 Prozent, während Angebote für eine Laufzeit von 20 Jahren nur noch oberhalb von 4 Prozent verfügbar sind.
Da Immobilienkäufer und Hausbauer häufig Darlehen in Höhe von Hunderttausenden Euro aufnehmen, trifft jeder Zinsanstieg besonders hart – vor allem, wenn dieser signifikant ausfällt, wie zuletzt der Fall war. Die ING, einer der führenden Baufinanzierer in Deutschland, hatte ihre Konditionen erst vor wenigen Tagen um 0,50 Prozentpunkte erhöht.
Andere Kreditinstitute reagierten ähnlich und verkürzten zudem die Fristen für die Einreichung von Finanzierungsanfragen, wie Engel & Völkers Finance berichtet. Dies bedeutet, dass die Banken aktuell vorsichtig agieren und die Entwicklungen der kommenden Wochen abwarten.
Der Immobilienkreditvermittler Interhyp, eine Tochter der ING, wagt einen Ausblick auf die Zukunft. Laut den überwiegenden Angaben der befragten Banken könnten sich die Konditionen noch weiter verschlechtern. Der Finanzierungsvermittler prognostiziert, dass die Bauzinsen im Laufe des Jahres voraussichtlich zwischen 3,5 und 4 Prozent liegen werden.
Der jüngste Anstieg der Bauzinsen kommt zur Unzeit für die ohnehin angeschlagene Branche. Zuvor hatte sich die Situation im Wohnungsbau etwas stabilisiert, die Zahl der Baugenehmigungen stieg zuletzt zweimal in Folge.
Auch im Bereich der Baufinanzierungen gab es eine deutliche Erholung. Jetzt jedoch droht dem Immobilienmarkt eine neue Herausforderung. Die aktuelle Entwicklung könnte die Nachfrage nach Baukrediten bei Verbrauchern erheblich bremsen.
Laut Einschätzung von FMH ist eine Stabilisierung der Bauzinsen frühestens dann zu erwarten, wenn die wirtschaftlichen Aussichten wieder positiver ausfallen. Der Finanzdienstleister geht davon aus, dass sich die Zinsen dann bei einem Mittelwert von 3,5 Prozent einpendeln.
Kurzfristig könnte die aktuelle Entwicklung der Bauzinsen einige Bauvorhaben in Frage stellen. Langfristig jedoch sind sich die meisten Experten einig, dass der zuletzt beobachtete leichte Aufwärtstrend, nach einer kurzen Pause, weitergehen wird. Eine neue Immobilienkrise wird daher nicht erwartet.
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